14. Oktober 2020

PRIME-Status für Gentherapien gegen Sichelzellanämie

Die Erteilung des PRIME-Status zweier Gentherapien gegen Sichelzellanämie lässt Betroffene auf einen schnelleren Zugang zu neuen Therapien hoffen.

 

Sichelzellanämie ist eine Erbkrankheit der Erythrozyten, die durch eine Punktmutation im HBB-Gen verursacht wird. Träger dieses mutierten Gens bilden ein abnormes Hämoglobin (Sichelzell-Hämoglobin, HbS), welches bei Sauerstoffmangel zur Bildung von Fibrillen neigt. Die Erythrozyten verformen sich dabei zu den typischen sichelförmigen Gebilden und verklumpen miteinander. Dies führt zu Verschlüssen kleiner Arterien und damit verbunden zu starken Schmerzen und Organschäden. Die Krankheit nimmt bei homozygoten Trägern des mutierten HBB-Gens einen schweren Verlauf.

Nun hat die EMA (European Medicines Agency, Europäische Arzneimittel-Agentur) gleich zwei Gentherapeutika gegen Sichelzellanämie den PRIME (priority medicines)-Status gewährt. PRIME ist ein Programm der EMA, um vielversprechende Medikamente für einen noch ungedeckten medizinischen Bedarf schneller für die Patienten verfügbar zu machen.

Vertex Pharmaceuticals und CRISPR Therapeutics haben den PRIME-Status für ihre auf CRISPR/Cas9-basierende Gentherapie CTX001 erhalten. Hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen (CD34+ Zellen) werden dem Patienten entnommen und die erythroid enhancer-Region des BCL11A-Gens zur Erhöhung der fetalen Hämoglobin (HbF)-Synthese mittels CRISPR/Cas9 verändert. Die modifizierten Zellen werden danach mittels Stammzelltransplantation in den Patienten gebracht und die daraus differenzierten Erythrozyten produzieren dann fetales Hämoglobin.

Bluebird Bio hat den PRIME-Status für LentiGlobin™ erhalten. Bei der Herstellung von LentiGlobin™ wird für die Genmanipulation ein lentiviraler Vektor verwendet. Dabei wird in die aus dem Patienten gewonnenen hämatopoetischen Stammzellen eine modifizierte, funktionelle Form des ß-Globin-Gens (ßA-T87Q-Globin-Gen) eingebracht. Die daraus differenzierten Erythrozyten produzieren dann das anti-Sichelhämoglobin HbAT87Q. HbAT87Q vermindert den HbS-Anteil und reduziert das Vorkommen der Sichelform der Erythrozyten und die damit verbundenen Komplikationen.

Mit der Gewährung des PRIME-Status für gleich zwei verschiedene Gentherapien gegen Sichelzellanämie können betroffene Patienten nun auf eine schnellere Zulassung neuer Therapieformen hoffen.

Autor: Dr. Alexandra Maria Alers, GMP Dokumentatorin, Valicare

Ellen Sons Brinkmann

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